Feldenkrais

„Das Unmögliche möglich machen, das Mögliche leicht und das Leichte elegant“ – als ich dieses Zitat vom Begründer der Bewegungsmethode, Moshé Feldenkrais, zum ersten Mal hörte, hatte ich keinen blassen Schimmer, was damit gemeint ist. Ich war 27 Jahre alt, hatte einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule und konnte nicht mal einen Stuhl heben, ohne danach einen mehrtägigen Schmerzschub zu haben. Ich hatte insgesamt kein allzu organisches Verhältnis zu Bewegung und Körperlichkeit. Ich benutzte meine Muskeln, so wie ich es eben irgendwie gelernt und mir bei anderen abgeguckt habe und manchmal klappte es gut und manchmal tat es eben auch weh. Moshe Feldenkrais ging es ganz ähnlich.

© Michael Wolgensinger, International Feldenkrais Federation Arch

Selbst von einem Knie-Leiden geplagt und frustriert von wenig nachhaltigen konservativen Heilmethoden, erforschte der Physiker über Jahrzehnte hinweg jeden Knochen, jeden Muskel und jedes physikalische Gesetz in seinem Körper, um alltägliche Bewegungen, die schwer oder sogar unmöglich geworden waren, wieder möglich zu machen. Immer wieder stellte er sich die Fragen: Wo kann ich Anspannungen loslassen? Wo kann ich Kraft reduzieren? Wo können andere Körperteile etwas tun, die zuvor in dieser Bewegung noch nie involviert waren? Herausgekommen ist eine sehr systematische und für seine Zeit völlig neue Lernmethode, die Bewegungen rekonstruiert und neu organisiert. Und genau das fasziniert mich jeden Tag an Feldenkrais: Wir erforschen und erkunden unseren Körper, zerlegen gewohnte Bewegungen in ihre Einzelteile, und entfalten dabei häufig ein ganz neues Potenzial. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch. Im Vordergrund steht die Qualität unserer (Alltags-) Bewegungen. Unser Gehirn lernt dabei neue Möglichkeiten kennen und kann manchmal schon nach nur einer Stunde eine Bewegung nicht mehr so machen, wie vorher. Ich selbst kann heute wieder Stühle tragen und Wasserkisten, Weihnachtsbäume und Wanderrucksäcke. Und mein Gehirn hat Bewegungen gelernt, die vor 10 Jahren noch undenkbar waren.

»Sich selbst zu erkennen scheint mir das Wichtigste, was ein Mensch für sich tun kann.« (Moshé Feldenkrais)

Heute wird die Feldenkrais-Methode weltweit praktiziert und auf zwei Ebenen angeboten: In Gruppenkursen mit angeleiteten Bewegungsstunden und in Einzelarbeit, bei der ganz individuell die körperlichen Potenziale erforscht und neu verknüpft werden.

Die Methode findet in Rehakliniken, in neurologischen Konzepten, aber auch in der Ausbildung von Tänzer*innen und Musiker*innen ihren Platz, genau so wie bei der Behandlung von chronischen Schmerzpatienten und allgemein Interessierten, die ihren Körper neu entdecken möchten. Die Qualität der Methode wird weltweit in Verbänden überprüft. Ich selbst bin Mitglied im Feldenkrais Verband Deutschland e.V.

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